Nach unseren aufregenden Tagen im Tombstone Territorial Park kamen wir erschöpft und stinkend wieder in der Zivilisation an, wenn man das so nennen darf... Dawson City, ein schräges Westernstädtchen, im Sommer total von Touristen überlaufen, im Winter dagegen wie leer gefegt.
Müde fuhren wir an den Häuserfassaden vorbei und auf ging's auf die Fähre. Fähre? Ja genau, die erste Besonderheit in Dawson! Der Ort liegt direkt an einem Fluss, wenn man den Top of the World Highway befahren oder zum Hostel kommen will muss man erstmal den Fluss überqueren und da es immer noch keine Brücke gibt (obwohl die laut irgendeinem Reiseführer schon 2008 fertiggestellt sein sollte, von Bauarbeiten war jedoch nicht die kleinste Spur zu sehen), bleibt einem nur die kostenlose Fähre, die 7/24 seit einigen Jahrzehnten treue Dienste leistet ;) Das Problem in Dawson ist nämlich, dass der Fluss für die Hälfte des Jahres zugefroren ist und die Konstruktion einer Brücke daher wohl einige Schwierigkeiten mit sich bringt, aber sooo breit ist der Fluss auch nicht, nunja.
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Warteschlange für die Fähre (in den Wohnwagen befinden sich bestimmt zu 80% Deutsche!), mit dem Auto muss man Gott sei Dank nicht so lange warten! |
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Marcus Meinung über die Fährfahrten - ein Blick sagt mehr als tausend Worte ;) |
Auf der anderen Seite angekommen, fanden wir dann auch recht schnell das Hostel und hatten Glück noch ein Zimmer zu bekommen, da wir gegen erst gegen 21 Uhr ankamen. Vor Hunger geplagt ging es dann direkt wieder auf die Fähre zurück in den Ort, wo wir uns eine Pizza teilten und schon die ersten verrückten Gestalten zu Gesicht bekamen....
Wenigstens etwas gestärkt kamen wir zurück ins Hostel und freuten uns auf eine heiße Dusche - leider Pustekuchen, und das nächste Bild erklärt euch auch warum ;)
Das Hostel in Dawson hat nämlich weder Storm (wozu auch, wenn es im Sommer fast 24h Tageslicht gibt und nur bis Septmber geöffnet ist), noch fließend warmes Wasser. Wenn man also duschen möchte, muss man erst in dem Kessel (links) Feuer machen, dass sich das Wasser, was sich im oberen Teil des Kessel befindet erhitzt. Mit dem kalten Wasser aus dem Bottich kann man sich dann selbst seine Temperatur mischen, das Wasser in einen Eimer fühlen und sich über den Kopf gießen! Da wir jedoch zu müde waren, um das System zu durchschauen, nahmen wir nur kaltes Wasser, da Marcus der Meinung war, dass das Wasser im Kessel (was vom Vorgänger noch warm war!) doch bestimmt nicht zum Duschen geeignet wäre.... Als wir gerade fertig waren und uns nochmal in Ruhe die Anleitung durchgelesen haben, wurde uns klar, dass die Quälerei mit dem kalten Wasser umsonst war, weswegen wir es uns natürlich nicht entgehen lassen konnten das restliche warme Wasser doch zu benutzen und so ging der ganze Spaß von vorne los ;) Müde und mit Schmerzen am ganzen Körper kuschelten wir uns dann mal wieder in ein gemütliches Bett in unserer Hütte :)
Am nächsten Morgen sah die Welt schon wieder rosiger aus und da wir gleich zwei Nächte gebucht hatten, konnten wir auch ganz ohne „Check-Out-Streß“ in Ruhe ausschlafen. Ohne Frühstück ging es dann in den Ort um erstmal die stinkigen, verschwitzten Kleider zu waschen und etwas Essbares zwischen die Zähne zu bekommen.
Da der Campingplatz, wo wir unsere Wäsche gewachsen haben, uns freundlicherweise freies Internet zur Verfügung stellte (man muss nur wissen wie), verbrachten wir noch einige Zeit uns mit der Heimat in Verbindung zu setzten und gingen mit ein paar Einkäufen und mehr oder weniger sauberen Kleidern (die kanadischen Waschmaschinen sind wirklich ein Thema für sich) zurück ins Hostel. An der Feuerstelle saßen schon einige Leute und wer hätt's gedacht? Mal wieder alles Deutsche, dabei dachten wir, hier oben im Norden endlich mal auf einige andere Nationalitäten zu treffen – nichts wars! Die meisten von ihnen hatten eine Kanutour von Whitehorse nach Dawson gemacht und sich während den zwei Wochen, die sie auf dem Fluss verbracht haben, schon kennengelernt. Alles in allem aber ein netter Haufen, mit dem wir die nächsten Tage verbringen sollten (außerdem haben wir gelernt, dass Kanu fahren nicht zwangsläufig eine sportliche Betätigung ist ;)) Nach einem gemütlichen Tagesausklang am Feuer, wo wir zwei weitere Deutsche kennenlernten, die mit dem Rad unterwegs sind und noch bis nach Argentinien fahren wollen (Respekt!), ging es dann wieder in unsere Cabin.
Nach unsere zweiten Nacht im gemütlichen Bett, packten wir unsere Sachen ins Auto und gingen wieder rüber nach Dawson, um den Tag zu nutzen und auch mal was anzuschauen! (ich glaube ich hab ungefähr jedes Gebäude fotographiert, naja, fast zumindest!) An dieser Stelle noch eben eine kurze Erklärung. Dawson City entstand 1896 auf Grund des Goldrausches. Nach bereits 5 Jahren, in denen Goldgräber aus ganz Nordamerika in der aufblühenden Stadt ihr Glück versucht hatten, waren die großen Zeiten vorbei, da die Gräber weiter nach Alaska zogen (die Grenze ist ca. 100km entfernt). Von den über 40.000 Einwohnern, die Dawson City zur Boomphase hatte, blieben daher nicht mehr viele übrig, heutzutage sind es nur noch 1.500, womit Dawson aber trotzdem die zweitgrößte Stadt im Yukon ist! (im Winter geht die Hälfte davon aber noch weiter in den Süden bzw. nach Whitehorse). Einige Jahrzehnte später, hat Dawson dann jedoch wieder einen Aufstieg erlebt, da viele Gebäude restauriert wurden, um den Ort und seine Geschichte für Touristen attraktiv zu machen, was jeden Sommer unzählige Menschen aus aller Welt anlockt (vorallem unendlich viele Deutsche!)
Am Morgen machten wir daher eine Führung im Grand Theatre, wo früher regelmäßig glanzvolle Shows stattgefunden haben.
Danach trafen wir zum zweiten Mal zufälligerweise Berni und Katrin, die wir schon die ganze Zeit treffen wollten, da sie die gleiche Route fuhren wie wir. Mittags machten wir dann noch einen interaktiven „Rundgang“, bei dem wir ein Verbrechen lösen mussten. Danach schauten wir uns noch einige beutungsvolle Gebäude an, da wir unseren Discovery Pass von Parcs Canada auch voll ausnutzten wollten (der ermöglicht nämlich freien Eintritt bei allen „National Historic Sites“).
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Die alte Post |
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Flora Dora Hotel :) |
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Hightech ;) |
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Einer der Verbrecher wurde schonmal gefasst und will sich der Öffentlichkeit natürlich nicht erkenntlich zeigen ;) (auf dem Rundgang) |
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Nicht alle Gebäude wurden restauriert ;) |


Gegen Abend gings dann mit der Fähre wieder ans andere Flussufer, wo wir mit den anderen gemeinsam grillten. Danach gabs noch Pudding aus deutschem Puddingpulver, es ging ab unter die "Dusche" (unter die Eimer würde es besser treffen) und dann ab ins Gerties ;) Gerties? Das ist die örtliche Gambling Hall (Casino), die einen auch in die Zeit des Goldrausches zurück versetzt. Die Örtlichkeiten sind restauriert und jeden Abend gibt es drei Tanzshows (erinnert an Cancan), wie in alten Zeiten. Marcus und ich haben leider nicht das große Geld gewonnen, im Gegenteil, aber Julian, den wir im Hostel kennengelernt haben, hat dafür jedoch den einarmigen Banditen abgezogen (und unser ganzes verspieltes Geld gewonnen ;)). Das Gerties ist übrigens kein richtiges Casino, also sowas wie eine Kleiderordnung gibt es hier nicht und sein am Tag gefundenes Gold kann man dort zu Geld oder Spielchips machen ;)
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Von außen ziemlich unscheinbar |
Da wir unseren Aufenthalt bereits um einen Tag verlängert hatten, sollte es am Sonntagmorgen eigentlich weiter gehen. Unser geliebtes Auto machte uns aber leider einen Strich durch die Rechnung! Auf dem Weg zum Casino mussten wir nämlich feststellen, dass man das Bremspedal bis zum Anschlag durchtreten konnte und der Bremsweg um einiges länger war als sonst. Na Prost Mahlzeit. Da in der Metropole Dawson Sonntags natürlich keine Autowerkstatt geöffnet ist, blieb uns also nichts anderes übrig als noch eine Nacht auf dem Hostelzeltplatz zu übernachten. Wir nutzten den verlängerten Aufenthalt um uns noch ein paar Sachen im Ort anzuschauen und Stempel in unseren Yukon-Pässen zu sammeln, da wir ja schließlich Gold gewinnen wollen, um unsere nächste Reise zu finanzieren ;)
Am Abend gingen wir dann nochmal ins Gerties, diesmal jedoch nicht so lange und es folgte eine kalte Nacht im Zelt (um die 0°C).
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Villa Kunterbunt steht in Kanada nicht in Schweden ;) |
Wie es mit uns und unserem Auto weiter geht, erfahrt ihr bald, doch mehr will ich euch erstmal nicht "zumuten" ;)