Dieser Blogeintrag kommt mal wieder von der weiblichen Front unseres Teams ;)
Nach dem unseren ersten 9 Tage auf Rainycouver Island (wie der Name schon sagt) sehr verregnet waren, wurden wir auf dem Festland ausnahmsweise mit Sonnenstrahlen begrüßt. Auch wenn unsere alte WG vom Fährenterminal in einer halben Stunde zu erreichen gewesen wäre, ging es für uns gleich weiter in Richtung Norden, nach Squamish. Nach den ersten Minuten erkannte auch ich warum der Highway 99 den Beinamen „Sea to sky highway“ trägt und wir genossen die schöne Aussicht auf den Pazifik, Inseln und Berge. In Squamish angekommen, führte uns unser erster Weg mal wieder in unser geliebtes Visitor Center um uns um einen Schlafplatz für die Nacht zu kümmern, den wir dann nach einigem Hin und Her auch gefunden haben ;) Auf einem schönen Provinical Campground machten wir uns leckere Käsespätzle (mit Nudeln und definitiv zuuuu vielen Zwiebeln ;)), transformierten unser Schloss in Schlafmodus, um fit für den nächsten Tag zu sein, an dem wir großes vorhatten.
Frisch und ausgeschlafen (naja) ging es am nächsten Morgen nämlich den Berg hinauf und das nicht gerade unwesentlich! Wir hatten uns nämlich entschlossen den „kleinen Haushügel“ Stawamus Chief zu besteigen. Genauer gesagt handelt es sich um einen 650 Meter hohen Granitfelsen, der ziemlich beeindrucken ist! Leider war der Weg auch ziemlich beeindruckend, da die 550 Höhenmeter auf einem ziemlich kurzen Stück (2,5km) bewältigt werden mussten, was leider hauptsächlich aus Treppen und Steinen bestand (an dieser Stelle Grüße an unsere Beine)! Nach dem das meiste des Aufstiegs geschafft war, folgte noch der abschließende Kletterpart (so konnte Marcus Kletterherz auch ohne Ausrüstung beglückt werden). An Ketten entlang ging es hinauf, durch eine Felsspalte, die Leiter hinauf und dann noch das letzte Stück auf blankem Granit. Was die Sache allerdings um einiges schwieriger gestaltete war die Feuchte, die der Regen in den letzten Wochen dagelassen hatte, aber schlussendlich haben wir es dann doch auf den zweiten Gipfel geschafft. Da uns der Wettergott auch an diesem Tag mal wieder nicht so gut gesinnt war, bekamen wir zwar keinen Regen, die Aussicht wurde aber trotzdem von Nebelfelder und vielen Wolken versperrt, gelohnt hat sich der Aufstieg aber trotzdem! Nach einer kleinen Snackpause gings dann auch wieder runter, wobei man genau aufpassen musste nirgends auszurutschen oder hinzufallen. Da das ganze länger als die drei vorgegebenen Stunden gedauert hatte (Zeit- und Längenangaben der Kanadier sind aber sowieso ein anderes Thema....), hatten wir beide ziemlich großen Hunger als wir unten ankamen und gönnten uns daher erstmal etwas leckeres zu Essen!
Nach einigen Erledigungen und der Suche nach einem Benzinkocher fuhren wir weiter nach Whistler, vorbei an Bergen und Wasserfällen. Nach einigem Suchen fanden wir dann auch das Hostel, was wirklich schön war und während den Olympischen Spielen Sportler beherbergt hat. Den Abend ließen wir gemütlich ausklingen und genossen eine Nacht in einem weichen Bett. Am nächsten Morgen erwachten wir bei strahlendem Sonnenschein! Da wir das gute Wetter natürlich ausnutzen wollten frühstückten wir auf dem Balkon mit wunderschönem Ausblick auf die immer noch schneebedeckten Berge. Gestärkt für den Tag ging es in den Whistler Olympic Park. Auf dem Weg dorthin sahen wir unseren ersten Schwarzbären, der direkt an der Straße saß und unbeeindruckt von den Autos und Fotoapparaten in Seelenruhe weiter aß! Oben im Park angekommen, ging es mit dem Lift auf die Großschanze, von der wir nochmal einen guten Blick auf die umliegenden Berge hatten. Komischerweise fanden wir beide die Höhe nicht so beängstigend, aber ob wir wirklich mit Skiern unter den Füßen dort herunterspringen würden ist dann nochmal eine andere Sache ;)
Da wir nicht mehr viel Zeit hatten, machten wir dann nur noch einen kurzen Abstecher ins Biathlonstadium, was aber auch nicht soo spannend war, da die Erklärungen dort wohl eher für Nordamerikaner ausgelegt sind, die keine Ahnung von diesen Sportarten haben.
Auf unserem Weg zurück in den Ort sahen wir wieder den selben Schwarzbären und was tat er? Essen natürlich, denn das machen Bären bis zu 23 Stunden am Tag! Ein paar Meter weiter sahen wir dann noch einen weiteren Schwarzbären und was tat der? Richtig geraten, ebenfalls unbeeindruckt fressen (bis zu dem Zeitpunkt als 3 knatternde Motorradfahrer vorbeigefahren sind und unseren süßen, flauschigen Freund verscheucht haben :().
Zurück in Whistler ging der Spaß erst richtig los, da an diesem Wochenende ein Mountainbikefestival in der Stadt war und alles grenzenlos überfüllt war! Da wir am Abend eine Ziplinetour (näheres dazu gleich) gebucht hatten, standen wir nämlich unter Zeitdruck, weswegen wir noch schnell etwas zu essen finden mussten. Ein größeres Problem war jedoch die Parkplatz suche, nicht nur, dass in Whistler alle Parkplätze (und alles andere auch) gnadenlos überteuert wären, selbst wenn man bereit ist 12 Dollar für ein Tagesticket zu bezahlen, braucht man dazu einen freien Parkplatz! Nach einer guten halben Stunde rannte ich dann von der Busloop aus zum Standort der Ziplineagentur um ihnen mitzuteilen, dass es unmöglich ist einen Parkplatz zu finden. Sie gaben mir einen Tipp, wo wir es noch versuchen konnten und schließlich fanden wir in einem Parkhaus noch einen freien Platz, der verhältnismäßig sogar ein richtiges Schnäppchen war. Gemeinsam rannten wir dann zurück zum Startpunkt der Tour, kämpften uns zu den Menschenmassen und trafen auf den Rest unsere Gruppe, die netterweise gute 20min auf uns gewartet hatte. Rein in den Bus und rauf auf den Berg war nun das Motto! Oben angekommen finf es zur ersten Zipline. (an dieser Stelle ist es wohl Zeit für eine Erklärung: Ziplines sind Stahlseile, die zwischen Bäumen, über Flusstälern, etc. gespannt sind. Gesichert mit einem Klettergurt kann man sich dann an die Ziplines hängen und dort „entlangrutschen“, d.h. man fliegt mit einem Affenzahn durch die Landschaft und das macht richtig Spaß :) (und sicher ist es auch!)) Nachdem die ersten 3 Ziplines eher zum Eingewöhnen waren und wir eine super Aussicht hatten, kamen wir dann zur 600m Line, bei der wirklich das Gefühl von Freiheit aufkam! (nur richtiges Fliegen ist schöner!). Die letzte Line war dann die „Freestyleline“ und so ging es für uns alle kopfüber runter direkt nach Whistler ;)
Nach diesem Abenteuer ging es dann wieder zurück zu unserem Auto, wo wir noch einige Motorflüssigkeiten nachfüllen mussten, um dann wieder beruhigt unsere Fahrt aufzunehmen. Im Dunkeln erreichten wir Pemberton, wo wir unsere Unterkunft für die Nacht erwarteten, aber weit gefehlt, denn bei genauerem Lesen der Adresse fiel uns auf, dass wir eigentlich nach Mount Courrie mussten, der 5km entfernte Nachbarort. Alles noch kein Problem, aber dort erfuhren wir dann, dass wir nochmals 15km auf einer schlechten Straße immer weiter in den Wald fahren sollten, um das Hostel zu erreichen. Gesagt, getan und schließlich kamen wir dann doch irgendwann an.
Empfangen wurden wir von einer netten Schweizerin, die uns gleich unser schönes Zimmer zeigte. (mit ultrahyperschnellem WLAN und einem erneut sehr kreativen Passwort ;)). Da es mittlerweile schon spät genug war, legten wir uns dann auch bald in die Federn, da wir am nächsten Tag eine gute Strecke vor uns hatten.
Mit Sonnenschein (ja richtig, wir hatten schon wieder schönes Wetter) ging es dann auch weiter nach Prince George, so war es jedenfalls geplant. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: auf dem durchaus bergigen Stück zwischen Mount Courrie und Lillioet wollte unser Auto nämlich nicht mehr schneller als 60 fahren und auch im vierten Gang nicht mehr beschleunigen. Da an diesem Tag Sonntag war und Lillioet keine Weltmetropole ist (was ihr kennt Lilloet nicht?!?!?) , blieb uns nichts andere übrig als die Nacht dort zu verbringen und bis zum nächsten Tag zu warten um eine Werkstatt aufzusuchen, da die nächste Stadt gute zwei Stunden entfernt war. Als wir jedoch in Lilloet ankamen, schlug uns eine unglaubliche Hitze entgegen und ein Blick auf unser Autothermometer erklärte auch warum: 32 Grad! In der Visitor Info lernten wir, dass 30 Grad noch angenehm kühl sind, da es in diesem baumlosen Gebiet oftmals über 45 Grad heiß wird! Glück im Unglück und wir fanden einen richtig schönen und auch noch kostenlosen Campingplatz. Erstmal erschlagen von der Hitze (nach dem es die ganze Zeit zwischen 10 und 20 Grad warm war), machten wir uns einen faulen Nachmittag und machten Bekanntschaft mit Mark einem Künstler aus Montreal, mit dem wir dann gemeinsam kochten und uns den ganzen Abend unterhielten, ein echt netter Typ!
Am nächsten Morgen ging es pünktlich um 8 zur Werkstatt. Glücklicherweise stellte sich heraus, dass unser Auto nur einige Probleme mit der Elektronik hat und der Drehzahlenkonvertor deswegen manchmal spinnt, aber das eigentlich alles funktionieren sollte und das tut es dann auch! (aber besser einmal mehr nachschauen lassen, als dann Mitten in der Pampa rumstehen)
Bevor es dann endlich weiterging, deckten wir uns in der besten deutschen Bäckerei Kanadas mit zwei Roggenbroten, Berlinern und Brezeln ein – welch ein Fest! (in der Bäckerei hängt übrigens das Schild: „Wir sind 1986 nach Lilloet gekommen um den Leuten hier gutes Brot zu backen“, wir glauben, dass das Schild bewusst nur auf Deutsch ist ;))
Durch eine Prärielandschaft (leider haben wir keine Bilder gemacht, aber es sah so aus, wie wir uns Texas vorstellen, mit dem Unterschied, dass es sehr bergig war) ging es weiter Richtung 100 Mile House, der nächst größeren Stadt. Nach einigen schönen Seen und Wäldern, wurde es wieder trocken und wir fuhren nochmals durch die „Prärie“, bis wir dann in 100 Mile House ankamen, wo wir einkauften und Marcus sich endlich, endlich eine Gitarre kaufte um von seinen Entzugserscheinungen erlöst zu werden!
Weiter ging es zum Lac Lahache, wo wir endlich etwas zu Mittag aßen, gutes deutsches Brot mit Pfälzer Leberwurst – mmmmhmmmhmmmhmmm! Aber auch hier wollten wir uns nicht lange aufhalten und fuhren weiter bis zu einem landschaftlich unspektakulären Campingplatz kurz vor Prince George, von dem uns wohl haupsächlich die vielen Schnacken in Erinnerung geblieben sind.
Nach größeren Einkäufen am nächsten Morgen ging es dann nochmal weiter in den Norden. Wir endeten in South Hazelton in einem Motel, da wir eine Nacht einfach ohne Streß verbringen wollten, um am nächsten Morgen wieder recht früh loszukommen. Die „hochmoderne“ Einrichtung und die architektonisch sehr aufwendige Badewanne machten unser Wohlfühlerlebnis perfekt, weswegen wir nicht länger als nötig in dem Motel verbrachten ;) (auch wenn es schwierig war aus den Klauen der geschwätzigen Besitzerin zu entkommen, aber wir schafften es ;)).
Nachdem es die letzten Tage wettermäßig verhältnismäßig wirklich gut war (gut = kein Regen), kam an diesem Tag leider wieder Wasser vom Himmel. Der Regen alleine wäre ja nicht das schlimmste gewesen, leider versperrten die Wolken jedoch unsere Sicht auf die umliegenden Berge....
Trotzallem entschlossen wir uns dazu, einen Abstecher nach Stewart/Hyder zu machen, zwei kleine Dörfer, dass eine davon noch in Kanada, das andere bereits in Alaska. Da wir den Umweg nicht wegen den beiden Orten, sondern wegen der Landschaft machten, war das Wetter und die extrem tiefhängenden Wolken natürlich ziemlich sch****! Trotzdem konnten wir wenigstens etwas von einem Gletscher sehen (den Namen haben wir leider vergessen), der sich mächtig an einen Berg direkt an der Straße erstreckt. In Stewart angekommen regnete es immernoch aus allen Kübeln. Da es bereits zu spät war, noch großartig weiterfahren, entschlossen wir uns dort zu übernachten. Da Stewart jedoch viel zu teuer war, ging es ins 5-Sterne Motel in Hyder. Nach 3km zur Grenze (die eigentlich gar keine Grenze ist, da man ohne jegliche Kontrollen und Schikanen einfach so in die USA einreisen kann) hörte auch abrupt die Straße auf : Welcome to Hyder the friendliest ghosttown in Alaska! Ihr könnt euch gewiss sein, Hyder macht dem alle Ehre! Wo einst mal 10 000 Menschen gewohnt haben, leben jetzt noch knappe 100 und so sieh es dort auch aus! (die Bilder verraten mehr, aber die können wir an dieser Stelle leider nicht hochladen, kommt aber iiiiirgendwann noch ;)).
Im Motel erwartete uns ein geräumiges (6 Quadratmeter), helles (nur mit einer Nachttischlampe beleuchtet) Zimmer – wirklich einladend um dort einen Regennachmittag zu verbringen ;)
Der Hunger trieb uns dann nochmal zurück nach Kanada, da in Hyder, wer hätte es gedacht, nicht wirklich etwas zu essen zu finden war ;) Beim Grenzübergang bekamen wir vom kanadischen Zoll ein paar nervige Fragen gestellt, ein Stempelchen in unsere Reisepässe und weiter gings in Richtung Essen. Zurück in Hyder verbrachten wir dann eine relativ unspektakuläre Nacht um wieder relativ früh weiterzufahren.
Am nächsten Morgen wurden wir von noch mehr Wolken und ekligem Siffwetter begrüßt, als wir am Vortag schon hatten und so gestaltete sich „one of the most scenic drives of canada“ zurück auf den Highway 37 als noch größeren Reinfall als am Vortag! Bei Fragen wie „ist da hinter den Bäumen ein Berg oder nicht?“ wurden wir wortwörtlich im Nebel stehen gelassen ;)
Als es später etwas aufzog, sahen wir dann wenigstens noch ein paar Bären und konnten etwas von der Landschaft genießen, bis wir dann gegen Abend nach guten 650km in Watson Lake, der ersten Stadt im Yukon, ankamen. Da das Wetter immer noch kalt und ungemütlich war, entschlossen wir uns in einer Lodge zu schlafen, die von einem netten Deutschen geführt wird, der vor 15 Jahren nach Kanada ausgewandert ist. (sehr, sehr gemütliches Zimmer, wirklich nur zu empfehlen, falls ihr mal in der Gegend sein solltet ;)).
Nach einer Woche durch British Columbia, haben wir dann wie gesagt mit Watson Lake auch das Yukon Territorium erreicht, wo wir die nächste Zeit verbringen werden. Seit Watson Lake sind schon wieder einige Tage vergangen, wir sitzen momentan in Dawson City, haben kaputte Bremszylinder, warten auf die Ersatzteile und die hoffentlich bald erfolgende Reparatur, aber sonst geht es uns ganz gut, also kein Grund zur Sorge ;) Von unseren Erlebnissen im Yukon berichten wir euch aber beim nächsten Mal, bis dahin, viele Grüße aus dem hohen Norden, gerade in der Autowerkstatt sitzend.....
Evelyn & Marcus